Kurdwin Ayub (Homestory)
zurück.„Ich mag tote Planzen weil sie leicht zu pflegen sind und schön aussehen“ sagt die Filmemacherin Kurdwin Ayub gleich beim Betreten ihrer Dachgeschosswohnung.
Man sieht mit wenigen Blicken, dass sich das als zentrales Motiv durchzieht. Verstorbene Rosen und süße Plüschtiere mit Kulleraugen findet man im Verhältnis 50/50.
Kurdwin Ayub begann ursprünglich mit einem Malereistudium. „Ich habe ur ehrgeizig Dinge gemalt, bin dann aber drauf gekommen, dass man auch Talent braucht für die bildende Kunst.“ Aus diesem Grund findet man überall in der Wohnung Bilder aus dieser Zeit in hängender, lehnender oder gestapelter Form wieder. Von der Malerei kam Kurdwin dann zum Animationsfilm und zur Performance „Ich wollte immer schon Filme machen, kannte aber keine Schauspieler, deswegen habe ich einfach mich selbst benutzt und wurde ein Performance Star“ erzählt sie weiter. Nach Kurzfilmen, dem Dokumentarfilm „Paradis! Paradis!“ drehte sie im vergangenen Jahr den ersten Langspielfilm „Sonne“. „Ich mag es gerne wenn schöne, süße Mädchen grauslich sind“ fasst sie ihre Themen zusammen und man kommt nicht umhin dabei auf die geköpfte Einhorn Pinjata im Hintergrund zu blicken. „Ich mag es den Dingen die Köpfe abzuhaken, das find ich recht lustig.“ sagt Kurdwin lachend. Weirde Anekdoten beherrscht sie gut.
Obskure Altare
Hinter der dunklen Leder-Sitzecke, erstreckt sich ein Bücherregal, auf dem sich die unterschiedlichsten Gegenstände zu einem dichten Altar zusammenfinden. Ein Meer aus Plastikaugen, getrockneten Sträuße, zwei Knetmassen-Vampire und anderen sonderbare Gegenstände. Neben den Preisen und unter einem großen Familienfoto erkennt man eine schwarze Perücke. „Das ist eine Perücke eines verstorbenen Freundes von mir, ich habe Lockenwickler drauf gegeben, weil ich mir dachte so könnte ich sie reparieren, weil sie schon so alt und zerzaust ist. „ Eine Barbie-Puppe und ein Schweine-Fötus, finden sich ebenfalls auf dem obskuren Altar. „Das Schwein habe ich nicht gekannt, das ist auch ein Erbstück von meinem verstorbenen Freund“. „Ich mag gerne Dinge in Ordnung stellen und warscheinlich schaut es dann am Ende aus wie ein Altar“ sagt Kurdwin auf die Frage nach ihrem Ordnungsprinzip.
Das schwarze Ledersofa, das sich um den Flatscreen biegt, war ein Einweihungsgeschenk des Vaters und Kurdwin bezeichnet es als das schlimmste Möbel der Wohnung. „Mein Vater wollte es weil es -70% war und er zeigt mir auch immer wenn er da ist was es alles kann.“ Darüber hängen drei Filmposter. „In East konnte man früher nicht die amerikanischen Poster verwenden, deshalb gab es dafür eigene KünstlerInnen die neue Versionen davon gestalteten. Das hier ist aus Polen“ sagt Kurdwin und deutet auf eines davon. Die Poster sind zwar keine Originale aus der Kindheit, die Motive zeigen aber trotzdem Filme mit denen sie aufgewachsen sind. Alien, Terminator, Total Recall und andere Kultfilme die bis in die 90er Jahre hin präsent waren. „Ich habe viel gekauft“ fügt sie grinsend hinzu. Gleich neben den Klassikern findet man das Plakat der ersten Lang-Dokumentation der KünstlerIn selbst. „Zu Beginn hieß die Doku noch Wrecking Ball Iraq, inzwischen aber Paradis! Paradis! Mein Vater hat darin die Hauptrolle gespielt und für diesen Plakatentwurf habe ich zum Spaß Manuel Rubeys-Kopf auf den von meinen Vater montiert. „ ein kleiner Joke, der den speziellen Humor der Filmemacherin noch einmal verdeutlicht.
Österreich ist nicht Hollywood
„Normalerweise steht hier auf dem Tisch ein großer Bildschirm, der jetzt nicht da ist, weil er in meinem Landhaus ist“ scherzt Kurdwin. Hier sitze ich und schreibe an meinen Drehbüchern, meist wandere ich dann hinüber auf die Couch, stelle meinen Laptop vor den Flatscreen und schaue Serien. Neben dem Fernseher beschreibt Kurdwin den Schminktisch im Schlafzimmer gleich nebenan als einen weiteren Mittelpunkt ihres Alltages. „Hier sitze ich oft, schminke mich und schaue dabei natürlich auch Serien. Kurdwin schaut immer Serien. Gleich daneben steht eine gläserne Schuhvitrine, die von Hängepflanzen überwuchert wird. „In meiner Kindheit und Jugend wollte ich immer ur schöne Sachen haben, konnte es mir aber nie leisten, seit ich mir schöne Sachen leisten kann habe ich jetzt auch schöne Schuhe, die ich in dieser Vitrine anschaue und nie anziehe“. „Österreich ist nicht Hollywood“ sagt Kurdwin und ergänzt „ auf den Preisverleihungen schaut jeder aus wie ein „Oarschloch“ und das Problem auf Filmveranstaltungen ist, dass man immer ur arg besoffen wird und die teuren Schuhe sind dann gleich kaputt und dreckig.“
Gothic ist schön
„Am liebsten mag ich dunkle Möbel, die erinnern mich so an Burgen und alte Häuser. Alles Gothic-mäßige mag ich gerne. Gothic ist schön.“ sagt Kurdwin mit großen Auge. „Ich hätte ur gerne antike, schöne Möbel aber das habe ich mir halt nicht leisten können, deshalb eben dunkle Ikea Möbel oder Dinge vom Flohmarkt. Irgendwann wenn ich noch größer und reicher bin, dann kauf ich mir wirklich schöne Möbel, in einer wirklich schönen 1. Bezirk Wohnung und richte sie wie eine Burg ein. Das wird vermutlich niemals der Fall sein, weil ich Filmemacherin bin, aber man kann ja noch träumen.“
(Erschien in Kurier Wohnen,1/21)