Aline Sofie Rainer (Homestory)
zurück.Aline Sofie Rainer öffnet die Tür, ein kurzes Entfliehen. Zwischen Literatur, Musik und Film bewegt formt sich die Praxis der Künstlerin, die erst seit kurzem wieder daheim arbeitet. Überall Bücher, die sich stapeln um in endloser Wiederholung quergelesen oder einfach nur angeschaut zu werden. Gemeinsam mit ihren skulpturalen Zeichnungen und Malereien lebt Aline Sofie Rainer täglich in ihrem fiktiven Film.
Aline Sofie Rainer möchte Welten öffnen, die anders agieren, als die die man kennt „Es geht mir um Welten in die man eintauchen, fliehen kann, die einen nachdenklich machen, manchmal einen Gefühlsausbruch triggern.“ erzählt sie „Hineingegossen in die Malereien sind Momentaufnahmen meiner Gedanken während des Lesens oder Filmschauens. Meine wichtigsten Begleiter sind meine Bücher. Ich zeichne oft während oder direkt nach dem Lesen. Scrolle währenddessen durch meine Fotos, die ich in den letzten Tagen gemacht habe und füge Teile hinzu. Eine Art visuelles Tagebuch könnte man sagen.“ fasst die Künstlerin ihre Inhalte zusammen. Eileen Gray, Hermann Czech und Josef Frank nimmt Aline wiederkehrend zur Hand.
Albert & Psyche. Das Wohnzimmer ist Studio, Raum für Research und zum Klavierspielen. In der Küche wird gezeichnet, im Wohnzimmer arbeitet sie meist am Boden sitzend. Klavierpausen dazwischen. Blicke nach draußen, überall Fenster. An manchen Stellen Rückstände der Kindheit, Aline ist in dieser Wohnung aufgewachsen, hat sie dann später übernommen. Sie deutet auf die blassen Linien, die das eigenen Wachsen im Türstock festgeschrieben hat. An den Wänden findet man Häuser aus Stahl geformt: „ Es sind Skelette, Hüllen von Häusern, in die Geschichten gefüllt werden können. Manche sind aufgebrochen, andere mit strengen Verstrebungen versehen. Alles kann hinein, aber genauso herausfliehen.“ Die Skulpturen sind gewissermaßen minimalistische Zeichnungen im Raum, mit denen sie zusammenlebt. Möbel, eine mise en scène werden angedeutet, niemals ausformuliert. „man muss sie mit seiner eigenen Imagination füllen. Für mich sind sie unterschiedliche Charaktere, Schauspielerinnen, die in meinem fiktiven Film spielen, der aus einzelnen film stills in Malerei gewandelt, besteht.“ erzählt die Künstlerin. In einer Ecke stehen die skizzenhaften Umrisse der Arbeit „Albert & Psyche“, die aktuell im Wohnzimmer gelagert wird. „Der Titel ist ein Wortspiel wo einerseits das Männliche dem Weiblichen gegenübersteht, dann aber natürlich primär auf zwei Möbel hinweist, einen dreiteiligen, verspiegelten Badezimmerschrank den Alibert und die im Wienerischen sogenannte Psyche, eine Schminkkommode, sogleich aber auch ein Verweis auf die Geschichte von Amor und Psyche, als auch Canova’s Skulptur mit demselben Namen, soll der Titel zugleich eine humorvoller Wendung auf eine melodramatische Liebesgeschichte geben.“ erklärt sie, die Arbeit war auch ihr Diplomprojekt.
Ochsenherz. Neben den Skulpturen und Bildern ist der Text zentrales Medium. Deutsch und Englisch werden hier vermengt, Zitate treffen auf eigene Fragmente und formen einen Textkorpus zwischen Biographie und Fiktion. Die Literaturströmung autoficition, eine besondere Vorliebe. „Sprache ist für mich etwas sehr Bildliches. Ich nehme einzelne Wörter extrem visuell wahr, oft passiert es, dass ich ein einzelnes Wort, eine Zeile als Ausgangspunkt für ein Bild oder eine skulpturale Arbeit nehme. So habe ich zum Beispiel die riesigen Tomaten, die in meiner Küche liegt primär ausgewählt, weil sie Ochsenherzen heißen. Allein das ruft schon eine irre Geschichte in mir hervor, die ich vielleicht noch verwerten werde. Ein einzelnes Wort reicht oft aus, um eine ganze Arbeit zu kreieren. „ Aline greift zu einer Figur die bereits von der Sonne ausgeblichen ist, eine Erinnerung an das Auslandssemester in Japan. „Das ist ein Daruma, was man in Tempeln kaufen kann. Wenn man einen Wunsch hat dann malt man ein Auge aus, wenn er in Erfüllung geht das Zweite. Bis jetzt habe ich mich nicht getraut ein Auge auszumalen, es steht jetzt seit Jahren da und wartet immer noch auf den richtigen Wunsch.„
Zur Person
Aline Sofie Rainer lebt und arbeitet in Frankfurt und Wien, studiert derzeit an der Städelschule bei Judith Hopf und hat vor kurzem ihr Diplom an der Akademie der bildenden Künste Wien in Objekt-Bildhauerei, Klasse Julian Göthe, abgeschlossen.Davor studierte sie Skulptur und Raum bei Hans Schabus und in der Klasse TransArts, transdisziplinäre Kunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Sie arbeitet mit Skulptur, Zeichnung, Malerei, Text und Mixed Media Installations.
(Erschien in Kurier Wohnen 2/22)