Jasmin Baumgartner (Homestory)

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Einblicke in das Leben und in die Arbeit der österreichischen Regisseurin Jasmin Baumgartner. Diese Wohnung ist Moody, ändert ihre Stimmungen nach Tageszeiten, irgendwo zwischen Hollywood-Diva und Altweibersommer. Geschichten über Geisterjäger und andere Mythen, melancholische Blicke nach Draußen, die Wohnung als Filmset und die verruchtesten Ecken des 1. Bezirks.

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Einsam in Wien sterben Blues

Durch den Eingang geht es direkt in das Schlafzimmer. Davor verläuft eine Pawlatsche, der Lieblingsort, mit Blick auf den Innenhof. Dort stehst ein Brunnen, an dem sich täglich die Touristen versammeln. Das Haus wirkt geschichtsträchtig und es gibt auch viele Geschichten. Gegenüber wohnt eine Zeitzeugin, die im gegenüberliegenden Haus ein Archiv angelegt hat. Fernsehteams gehen aus und ein. In den Wandregalen findet man hauptsächlich Schuhe und anderen Kleinigkeiten. Die Einrichtung ist eine Mischung aus Alt & Neu, Suchen & Finden. „Irgendwann konnte ich beobachten wie Gegenüber eingebrochen wurde, seitdem steht auf unserer Klingel ein Kreuz, das Zeichen das wir die Nächsten sind. Wir warten immer noch.“

Seit 3 Jahren lebt und arbeitet Jasmin Baumgartner in der Innenstadtwohnung. Die Wohnung durchläuft sich im Kreis, in beide Richtungen. Oft wird die Wohnung spontan zum Filmset, die Dusche, den Kleiderschrank oder andere Ecken findet man später in Filmen oder Videos wieder, „es erzählt sich nie aus.“ „Im Badezimmer wurde zum Beispiel eine der wichtigsten Dialogszenen für „Bye Bye, Bowser“ gedreht“ und ergänzt „Den Film haben wir gestern an Arte vercheckt.“„Die Wohnung ist kooperativ, noch nie hat sich jemand beschwert wenn wir hier gedreht haben oder wenn es mal lauter wurde.“ Die Stimmung der Wohnung wechselt regelmäßig. Manchmal fröhlich und bunt, manchmal romantisch verträumt oder sogar traurig. Jasmin zeigt einen Schminkspiegel der alten Vormieterin, der mit Blick aus dem Fenster in das Fensterbrett integriert wurde. „Den Moment habe ich mir immer ganz melancholisch vorgestellt. Man kann hier einfach voll schnell in so einen bestimmten Blues finden, den einsam in Wien sterben Blues und irgendwie erinnert mich die Wohnung auch an meine Mutter.“

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„The Sentimental Fail Club“.

Jasmin Baumgartner ist Regisseurin und Drehbuchautorin, gerade arbeitet sie an ihrem ersten Spielfilm „The Sentimental Fail Club“. „Darin beobachten Kinder Erwachsene beim Scheitern und judgen dann wer am Besten gescheitert ist. Es ist eine Hommage ans Scheitern, eine Ode daran je jünger man ist desto klüger ist man.“ Angelegt ist das Projekt an iconic TV-Shows wie „Wetten, dass…“.„Mein letzte Kurzfilm „Bye Bye, Bowser“ wurde gerade beim Sundance Film Festival gezeigt und auch in dieser Wohnung gedreht.“„Ich war ein wahnsinnig problematischer Teenager, habe mit 13. entschieden Regisseurin zu werden und hatte einfach ur Glück, dass es wirklich passiert ist. Natürlich ist es nicht nur Glück, ich hab auch immer nur das gemacht.“ erzählt sie. Weiter ins Wohnzimmer mit Grundriss eines Salons, im Hintergrund läuft Tokio Hotel. „In dem Raum ist schon viel passiert, alle Möbel in sämtlichen Kombinationen gestanden. Zwischen die alte Vermieterin stirbt und wir ziehen ein war hier eine Galerie von einem schrägen Typen, der mit Goldpartikeln gearbeitet hat.“ Die Blattgold-Reste findet man immer noch. „Ich mag es einfach nicht wenn es ganz clean ist, ich ich bin da schon speziell mit der Geschichte von Dingen. Deshalb habe ich auch noch nie in einer Neubauwohnung gewohnt. In Amerika finde ich es so arg, dass alles so groß und plastisch ist. Im „Sentimental Fail Club“ gibt es eine Episode da reist eine Protagonistin heartbroken nach Nashville und alles was sie mit hat ist eine Art Miniatur von etwas, ein Mini-Buch, ein Mini-Parfum, alles ganz klein, ganz europäisch im Starken Kontrast zum amerikanischen Setting. Ich mag solche Klischees.“ erzählt Jasmin über die verschiedenen Welten in in ihren Filmen kollidieren.

True Crime Stories aus der Weihburggasse

In der Geisterjäger-Community ist die Weihburggasse allbekannt. Irgendwann einmal war die Kirche am Franziskaner Platz, die an die Wohnung grenzt ein Frauengefängnis. Später wurde es von einem Verrückten angezündet.„Das ist so die verruchte Ecke vom ersten Bezirk. Als wir eingezogen sind, hat sich mein damaliger Mitbewohner für ein Filmprojekt das Thema Geisterbeschwörung ausgesucht. Die Geisterjäger waren überzeugt davon, dass die ganze Weihburggasse spuckt.In der Wohnung soll es laut ihnen sehr viele weibliche, gute Geister geben, geflüchtet aus dem Gefängnis. Die Geisterjäger hatten lustige Techniken, so Frequenz-Geräte mit denen sie die Schwingungen messen können“. Darauf folgt noch eine weitere Urban Legend:„Gleich gegenüber befindet sich die Herrensauna Kaiserbründl. Vor 20 Jahren ist ein Mann ins Kaiserbründl gegangen und danach hat ihn niemals mehr jemand gesehen, da waren die Geisterjäger natürlich auch gleich alarmiert. Das wäre auch eine gute Netflix-True Crime Story für Unsolide Mysteries“ erzählt Jasmin und ergänzt“ auch der Geist muss wohl hier noch irgendwo sein Unwesen treiben.“ „Die Wohnung wurde irgendwie auch schon archiviert. Müsste ich morgen plötzlich ausziehen, wäre jede Ecke irgendwo schon als filmisches Dokument verewigt, das finde ich schön.“meint Jasmin währen die Wohnung langsam die Stimmung verändert, im Hintergrund die nahen Kirchenglocken. „Jetzt wird’s traurig“.