Sophie – Luise Passow (Homestory)

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Wohnen und Arbeiten in Wechselwirkung. Einblicke in den Alltag der bildenden Künstlerin Sophie-Luise Passow. Die Arbeiten beschäftigen sich mit dem Spiel von Illusionen, dem Wechselspiel zwischen Original, Kopie und Reproduktion. Meist auf dem Boden sitzend, arbeitet Sophie-Luise Passow an den Großformaten mit Pausen zwischen Innen und Außen, Café und Radfahren.

Ruhe ist ein zentraler Aspekt für die Routine der Künstlerin. Der soziale Part draußen, der künstlerische Part drinnen. „Mir hilft es, in meiner eigenen Welt zu sein, die Eindrücke die mir draußen begegnen, zu verarbeiten und auf die Leinwand zu bringen.“ Dazu Musik oder absolute Stille. Vor einigen Jahren ist die Künstlerin in dieser Wohnung gelandet. Der Vermieter hatte die Wohnung in einem unbewohnbaren Zustand hinterlassen, an dem sich Sophie jahrelang abarbeitete, „Irgendwann konnte ich der Wohnung nicht mehr entkommen und habe es mir gemütlich gemacht“. Radfahren oder Café trinken, zwei gleichwertige Passionen. In der lichtdurchfluteten, selbst renovierten Küche fällt der Blick auf eine Wand, der Putz ist abgetragen. Vintage-, und Willhaben-Funde sind überall verteilt. Das Herzstück der Küche, die Siebträger-Maschine von Profitec, finanzierte die Künstlerin durch den Verkauf einer Arbeit, „Ich liebe Café sosehr, dass es sich einfach auszahlt“ erzählt sie lächelnd.

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Wenige Schritte zum Atelierraum, auf dem Boden ausgebreitet ein Großformat. Eine Arbeit mit Ebenen und Layers. Gedanken werden in Tagebüchern festgehalten, schriftlich, als Zeichnung oder Gesammeltes. Die Notizen werden in Zeichnungen und Skizzenbücher übersetzt, später zu Quellen von größeren Arbeiten. „Mich interessiert vor allem die Verbindung der Medien, das Wechselspiel zwischen Original, Kopie und Reproduktion. Ich versuche in meiner Kunst zu verarbeiten, dass alles schon einmal da gewesen ist. Eine Analogie zum Leben, in dem ich mich mit existenzialistischen Fragen beschäftige, alternative Zeitverständnisse, das Warten, Angst, Freiheit, dem Handeln und dem Tod. Ich arbeite mich dabei von einer Arbeit zur Nächsten und schaffe Referenzen.“ Die Gemeinsamkeit ist ein Spiel mit Strichkombinationen und bestimmten Symbolen. „Eigentlich komme ich von der Fotographie, je mehr ich aber das Medium hinterfragt habe, desto abstrakter bin ich geworden. Viele assoziieren meine Arbeiten mit Teppichen. Es ist so als würde ich weben, ich arbeite von links nach rechts und von oben nach unten. Die Leinwände werden nie aufgespannt um den Charakter eines Teppichs beizubehalten. Zum Transport lassen sich diese einfach falten oder rollen. In anderen Arbeiten spiele ich auch mit dem Thema der Faltung“ erzählt sie.

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Rad & Klavier. Im Schlafzimmer steht ein alter Flügel. Eine Erinnerung an ihre Großmutter. „Sie war handwerklich sehr begabt. Nach der Schule habe ich mich bei meiner Großmutter immer an das Klavier gesetzt und frei gespielt, aus meinen Emotionen heraus, ohne Noten“ erzählt sie. Im Arbeitsraum mehrere Rennräde, „Es hat etwas Ästhetisches, ich mag diese Rennräder aus den 80er Jahren. Ich habe Lieblingsstücke wie bei der Kleidung, die ich sehr oft hintereinander trage, solange bis es vom nächsten abgelöst wird. So ist es auch bei den Rädern. Wenn ich nicht in Wien bin vermisse ich sie wahnsinnig.“ erzählt Sophie. Aktuell ist das weiße das Lieblingsstück, die anderen müssen noch warten.

Zur Person

Sophie-Luise Passow,( geb.1994) ist eine in Wien lebende bildende Künstlerin. Sie spezialisierte sich auf großformatige abstrakte Gemälde, beeinflusst von Disziplinen wie der Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie. In ihren Werken erforscht sie die gezeichnete Linie, analytisch wie intuitiv, testet dabei die Grenzen der malerischen Flächigkeit durch expressives “Wischen” mit der Hand. Ihre Kompositionen zeichnen sich durch sich wiederholende Muster aus, die sie als fließende Symbole aus dem kollektiven visuellen Gedächtnis der Gesellschaft versteht.

(Erschien in Kurier Wohnen 2/23)