Lisa Sifkovits (Homestory)
zurück.Einblicke hinter den textilen Sichtschutz. Ein Besuch in der Wohnung der Künstlerin Lisa Sifkovits, ein Ort an dem sich die Vögel, Dinge und kleinen Gesten auf der Thermenanzeige treffen. Die textilen Arbeiten der Künstlerin werden über die Möbel und Fenster geworfen, verschmelzen mit dem Ort, ganz ohne Distanz.
» Im Zimmer türmen sich die Stoffe im Verborgenen. Die Wohnung nutzt Lisa hauptsächlich als Nähstube, die Holzarbeiten fertigt sie in denWerkstätten derUniversität für angewandteKunst.„ Ich lebe zwischen den Fragmenten meiner Arbeiten“, erzählt die Künstlerin über das Lagerproblem, dass die textilenArbeiten in den Zimmern wachsen lässt. Stofffragmente haben dieWände eingenommen, um nicht zu zerknittern.
Das Zimmer beschreibt sie als Lagerraum, die Stoffe stapeln sich unterm Bett, im Kasten, innerhalb des Sofas, auch wenn man diese auf den ersten Blick nicht sieht. Auf dem gläsernen Arbeitstisch finden sich die unterschiedlichsten Fragmente, kindlich geformte Gegenstände, sowie andere Miniaturen die sich als Sammlung durch den ganzen Wohnraum zieht. „Derzeit arbeite ich an Figuren, die in Alu gegossen werden sollen.Diese sollen sich parasitenartig auf einem hölzernen Konstrukt, das formell an den Bock aus dem Turnunterricht erinnert, wiederfinden“, erzählt Lisa über zwei aus Ton modellierte Gegenstände, die hier auf demSchreibtisch liegen. Die Formensprache der Künstlerin nutzt Figuren aus dem Floralen, ebenso wie wolkenhafte Formen, die nicht sofort definierbar sind. „Man meint dann doch immer zu wissen wo oben und unten ist, aber so ganz sicher kann man das nie sagen.“ Das Interesse an kindlichen Formen beschreib sie so: „Es ist so, als würde ein Kind Wolken beobachten und meint, etwas zu erkennen, was dort garnicht sein kann.“
Die 7 Raben. Eine Illustration in reduzierten Formen. Im Wohnzimmer hängt die Arbeit „Die 7 Raben, da standen sie und wussten nicht“ die erst kürzlich im Zuge des Wintersymposiums Lindabrunn entstanden ist. Eine Woche im Steinbruch. „Ich habe mich vor Ort mit dem Märchen die 7 Raben beschäftigt, indem sich die Brüder in Raben verwandeln und dann davon fliegen.Das Areal dort ist von Schafen bedeckt und soll so bleiben wie es vorgefunden wurde. „Die Stationen des Märchens wurden dabei ins Material festgeschrieben, nebeneinander auf den Stoff gesteckt. Die Raben aus Schafwolle gefilzt und geformt. „An dem dünnen Material reizt mich, dass man ihm eine Beweglichkeit vorschreiben kann, die natürlich durch Wind, im Wohnraum aber durch das Feststecken passiert. Die Arbeit habe ich vor Ort auf eine bereits existente Steinskulptur gelegt, die dort seit den 80er-Jahren verwittert, mich dabei stark mit Trauerelementen auseinandergesetzt.
Der Rabe in der Mytologie. „Das Symbol des Vogels zieht sich durch viele meiner bisherigen Arbeiten. „Mich interessiert es welche Geschichten mythologisch über den Vogel oder Raben gestülpt werden. In Märchen oder Kinderliedern.“ Ursprünglich laut griechischer Mythologie waren die Raben irgendwann einmal weiß, haben sich dann vor Apollo geschreckt und sind dann schwarz geworden“, erzählt Lisa. Durch die Arbeit in einer Holzwerkstatt entstand die Faszination für die alten Traditionen und Techniken des Materials. Die Verbindungen, wie Holz ineinandergreift, wie es arbeitet und die Lebendigkeit des Materials. „Man merkt, wenn man es woanders lagert als gewohnt, arbeitet dasMaterialweiter, kann sich derRahmen verziehen.“ Wenn sie mit Holz arbeitet dann immer in dieser rohen Form, oft auch direkt aus demLager heraus ohne, dass die Baumkanten weggenommen werden. Oft bleiben die groben Stellen sichtbar, die durch Lagerungen undVerwitterungen kamen. Gleich an die Rückseite des Raumes grenzt dasWohnzimmer, in dem sich Lisa nicht so oft aufhält. „Ich arbeite sehr messy, schmeiße alles auf den Boden und überall stapeln sich Fäden und Stoffreste. Besser man belässt das alles an einem Ort“, beschreibt sie ihren Alltag vor Ort. Die textilen Arbeiten der Künstlerin wirken schleierhaft, transparent, wie schattenhafte Gestalten, geformt aus Tüll. „ Ich finde es spannend mit etwas so durchlässigem wie Tüll einen Raum abtrennen, einen Raum definieren oder auch ein Volumen kreieren zu können, die Dreidimensionalität des Materials. Die Beschäftigung mit alten, vergangenen Techniken von Textilien bilden eine Parallele zum Holz. „Ich glaube was unsere Wohnung charakterisiert, sind diese kleinen Fundstücke, die überall auftauchen“, sagt Lisa und zeigt auf eine kleineAnsammlung von Miniaturen die sich im Bücherregal finden. „Hier treffen sich die Vögel“, kommentiert Lisa und nicht nur hier. „Es ist ein spontanes Finden von Dingen, ein Sammeln wollen. Der Leuchtdino in einem Ei, das man zerschlagen muss ist für jemand anderen nur ein Stück Plastik, für mich sind das schöne Momente, aus diesem Alltag auszubrechen“ erzählt sie lächelnd. «